Doppelposts sind in Foren eigentlich verpönt, aber ich denke, nach über einem Monat Inaktivität kann man das schonmal machen
Was mich von der Business-Seite her interessieren würde, wäre Ralfs Einschätzung zur Situation bei Ubisoft. Da scheint sich mir gerade ein harter Kurswechsel zu vollziehen.
So richtig ist mir das bei Launch der Switch 2 aufgefallen, weil Ubisoft da komplett fehlte. Früher waren sie bei Launch von jeder noch so kleinen Plattform dabei (außer vielleicht der Ouya...), auch mit viel Aufwand. Man denke an die WiiU, wo sie statt wie EA oder Activision einfach Ports, mit ZombieU einen komplett neuen Titel entwickelt haben. Dazu wollten sie gefühlt auf jeder Hochzeit mittanzen: Mit Hyperscape haben sie sich an Battle Royal versucht, XDefiant sollte Call of Duty Konkurrenz machen und Roller Champions wohl die Zielgruppe von Rocket League ansprechen. Vielleicht weil Rainbow Six Siege sich erfolgreich neben Counter-Strike etablieren konnte? Dazu waren sie auf Stadia, bevor das Teil überhaupt so hieß. Und ihre "kleineren" Titel wie Child of Light oder Valiant Hearts, zuletzt Prince of Persia - The Lost Crown.
Davon scheint aber nichts übrig zu sein. Sie konzentrieren sich stattdessen ganz auf das, was funktioniert, keine Experimente. Dabei fand ich sie unter den ehemaligen drei großen, unabhängigen Publisher noch den, der am meisten Risiko eingeht. Über ein Assassins Creed wird heute als "Formelhaft" gelästert, aber der erste Teil war ein großes Risiko: Ein umgekrempeltes Open-World Spin-Off von Prince of Persia? Das soll funktionieren? Verrückt...
Bei EA und Activision gabs sowas nicht. EA lebt quasi von Madden und Formely-known-as-FIFA, und publishen ansonsten paar Indie Games, aber wenig eigenes. Nach Veilguard glaube ich auch da nicht so recht dran, auch wenn sie
jede Menge Studios haben, sind das alles Zulieferer oder was machen die? Activision (ohne Blizzard und King) ist noch schlimmer, was haben sie außer Call of Duty? Im Jahr 2019 erschienen genau 3 Spiele mit ihrem Logo: Call of Duty: Modern Warfare (das Reboot), vom Spyro-Remake die Umsetzungen für PC und Switch, sowie Sekiro, das aber wohl nur ein Publishing-Deal war. Nach der Microsoft-Übernahme gab es Hoffnungen, die durch den Kahlschlag der letzten Monate wohl zu begraben sind, aber das ist ein anderes Thema.
Ubisoft hat da immer deutlich mehr gewagt, was ich ihnen immer hoch angerechnet habe. Zwar nicht so viel wie ein kleiner Indie-Publisher und Entwickler, aber für die Verhältnisse eines Triple-A-Konzerns mit Mitarbeiterzahlen um fünfstelligen Bereich und ungeduldigen Aktionären, fand ich dass sie recht viele Risiken eingingen. Und Misserfolge haben sie nicht direkt abgeschossen, Rainbow Six Siege lief zu Anfang nicht gut, mittlerweile ist es einer ihrer profitabelsten Titel. For Honor läuft wohl auch noch, wenn auch gefühlt sehr unterm Radar. Klar nicht immer und nicht ewig, wenn was nicht funktioniert wurde auch mal abgeschossen, aber sie haben es wenigstens versucht, das Ruder noch rumzureißen, statt gleich das Handtuch zu werfen (*hust* Concord *hust*). Oder einen Nachfolger, wie bei Mario+Rabbids.
Mittlerweile scheint das aber anders auszusehen, ich sehe zumindest außer einem Berg Assassins Creed gerade wenig. Gut, vielleicht ist da auch mehr in der Mache, wovon ich als Außenstehender noch nichts weiß. Sie scheinen sich ganz auf ihre ganz großen Marken zu konzentrieren. Immerhin scheint da Anno mittlerweile auch dazuzugehören, dass 117 auf der E3 angekündigt wurde und nicht auf der GamesCom, sehe ich als Ritterschlag für das Team in Mainz. Dass die Marke nun zu den ganz wichtigen des Konzerns zählt und zumindest halbwegs in der Liga von Assassins Creed, FarCry und Just Dance spielt. Der vor allem internationale Erfolg von Anno 1800 dürfte dafür der Hauptgrund sein, die Vorgänger lief meines Wissens nach nur in Europa und vor allem der DACH-Region wirklich gut. Durchaus erfolgreich, aber nicht auf dem Niveau der ganz großen Titel von Ubisoft.
Und: sie haben bisher verhältnismäßig wenig Leute entlassen. Laut
der Liste in der Wikipedia sind es etwas mehr als 3000 Leute. Was natürlich immer noch viel ist und schmerzhaft für jeden Betroffenen. Aber im Vergleich zu dem Kahlschlag, den Microsoft da macht, ist das ja quasi gar nix. Und soweit ich weiß auch eher in Sparten, die nicht direkt mit Games zu tun haben, wie Animation oder Filme. Ich hätte gerechnet, dass sie gleich mehrere Satelliten-Standorte in Ost-Europa oder Asien dicht machen, auch um die Zweigstelle in Berlin habe ich mir ernsthaft sorgen gemacht. Bisher ist da aber noch sehr wenig passiert. Ich weiß jetzt nicht was Tencent da vor hat und wie sich das Konstrukt mit ihnen auswirkt. Aber immerhin haben noch ein Großteil der Mitarbeiter einen Job, auch wenn Ubisoft den Ruf hat, selbst nach Maßstäben der Videospielindustrie sehr schlecht zu bezahlen, vor allem in den unteren Rängen.
Zum Abschluss eine ganz andere, aber nicht minder wichtige Frage: Jochen sagt immer Ralf __C__ Adam - hat das einen Grund? Ich kenne das nur aus Amerika, wo man den ersten Buchstaben des zweiten Vornamens so nennt, hier ist mir das nur sehr selten untergekommen. Könnte aber auch an der Sprache liegen: Bei mir würde das "J" den Sprachfluss deutlich mehr unterbrechen würde als "C". Das Englische "Jay" flutscht da sprachlich irgendwie besser wie unser "Jot".